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Mein Kind erzählt ja etwas!

„Wie war’s denn heute in der Schule?“ – „Hm.“ „War es schön?“ – „Ja.“ „Erzähl‘ doch mal!“ – „Nngpfff.“

Kennst du das? Dein Kinde erzählt nichts vom Kindergarten oder von der Schule. Vielleicht hast du dich sogar schon mal gefragt, ob du in der Erziehung etwas falsch gemacht hast. Keine Sorge, das hast du nicht. Nur manchmal vergessen wir in der Hektik des Tages ein paar Grundregeln zur besseren Kommunikation, das gilt nicht nur für Gespräche mit Kindern. Deshalb habe ich ein paar einfache Tipps zusammengestellt, die du mal ausprobieren kannst, um auch mit deinem Kind besser zu reden und es  zum Erzählen zu ermuntern.

Tipp 1: (Nicht nur) Kinder fühlen sich „überfallen“, wenn sie, kaum dass sie das Haus betreten haben, mit Fragen überschüttet werden. Also: Erst einmal ankommen lassen. Jacke und Schuhe aufräumen, die Tasche an ihren Platz – und bitte immer noch Geduld. Doch was heißt Geduld, soll ich nun schweigend weiter warten? Was kannst du tun, wenn du nicht mehr warten willst?

Das führt  zu Tipp Nr. 2: Kinder fühlen sich auch sehr schnell „ausgefragt“ und bedrängt. Das liegt aber auch daran, dass der typische Ablauf so einseitig ist: Du fragst – das Kind soll antworten. Also mach‘ es doch einfach mal umgekehrt: Erzähle selbst erst einmal, wie dein Tag so gelaufen ist. Was ist passiert, vielleicht ist auch gar nichts passiert, was war gut, was war schlecht. Worüber hast du dich geärgert, worüber hast du dich gefreut.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich das bei Sohn Nr. 2 beim Abholen vom Kindergarten ausprobierte – er lehnte sich im Sitz zurück, zog die Augenbrauen hoch und meinte sehr misstrauisch: „Und warum erzählst Du mir das jetzt?“ Und ich sagte: „Ich will mich einfach mit Dir unterhalten, und ich dachte mir, dass Du ja gar nicht weißt, was ich den ganzen Tag so tue.“ – „Aha.“ Aber dann habe ich doch etwas erzählt, zu dem er eine Frage hatte – und schon waren wir im Gespräch. Danach ist es viel einfacher zu fragen: „Und wie war’s heute bei dir?“

Tipp Nr. 3: Vielen Kindern fällt es schwer zu reden und gleichzeitig dem Gesprächspartner ins Gesicht zu sehen. Deshalb sind Situationen günstig, in denen du dass Gespräch ganz beiläufig führen kannst, z. B. wenn du mit dem Kind gemeinsam eine Mahlzeit vorbereitest. Kennst du noch Zeiten ohne Spülmaschine, als du als Kind beim Abtrocknen helfen musstest?Klar war das Abtrocknen sterbenslangweilig, aber bei uns wurden in der Küche immer „Frauengespräche“ geführt.  Auf eine Sache solltest du achten: Kindern fällt es schwer, 2 Dinge gleichzeitig zu tun, also z. B. reden und den Salat vorbereiten. Deshalb kann es sein, dass Kinder aufhören, Salat zu schneiden, wenn sie beginnen zu reden. Dann treib sie nicht zum Arbeiten an, das Reden ist jetzt wichtiger.

Übrigens: Autofahrten eignen sich sehr gut für vertrauensvolle Unterhaltungen. Ein Auto ist ein abgeschirmter, geschützter Raum. Aber am Anfang sollstest du ein bisschen aufpassen: Deine Bei- und Mitfahrer können das Auto ja nicht ohne Weiteres verlassen – sie können sich also sehr leicht bedrängt oder sogar gezwungen fühlen. Beginne mit einfachen Themen und denke an Tipp 2, erzähle von dir, und schau, wie das vom Kind aufgenommen wird.

Tipp Nr. 4: Entwickle Rituale. Wie in Nr. 3 schon gesagt, kann Autofahren eine Situation sein, in der man in Ruhe miteinander reden kann (das gilt z. B. gerade im Mehrkindfamilien, da kann die Autofahrt zum Sport oder zum Kieferorthopäden mit einem Kind richtig wertvolle „gemeinsame Zeit“ werden). Wenn diese Gespräche zu einer Gewohnheit geworden sind, dann fällt der Einstieg in Gespräche sehr viel leichter. Eine andere schöne Gelegenheit sind gemeinsame Mahlzeiten, z. B. am Abend, wenn alle aus der Familie anwesend sind. Dann kann man es richtig zu einer Regel machen, dass jeder etwas von sich erzählt – und sei der Satz noch so kurz.

Tipp Nr. 5:  Zuhören. Einer der wichtigsten Tipps in jedem Kommunikationsseminar. Vielleicht erzählt Dein Kind nicht das, was du hören willst. Aber hörst du ihm auch dann wirklich zu? Wird der begeisterte Bericht über ein Computerspiel mit einem „Ja, ja“ abgewürgt, oder versuchst du tatsächlich zu verstehen, was dein Kind daran so beschäftigt oder begeistert? Zuhören heißt ausreden lassen und sich für den Anderen interessieren – egal, ob Kind oder Erwachsener.

Tipp Nr. 6: Üben und Geduld. Vielleicht dauert es Tage, bis dein Kind sich zum ersten Mal beteiligt – jeder noch so kleine Fortschritt ist ein Erfolg. Diese Fortschritte musst du auch nicht übermäßig loben oder belohnen. Zeige Interesse – deine ungeteilte Aufmersamkeit ist mehr „Belohnung“ als du denkst und wird das Verhalten deines Kindes – hier das Erzählen – verstärken und unterstützen.

Die Tipps auf den Punkt gebracht:

  • Zeit lassen
  • Rituale einführen
  • Geduld beim Üben