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Wie du an der Sprache erkennst, ob jemand erfolgreich sein wird

Wie du an der Sprache erkennst, ob jemand erfolgreich sein wird

Spätestens Anfang Februar ist es soweit: Du stellst fest, dass es mit den guten Vorsätzen und den Zielen doch nicht so ganz geklappt hat. Damit bist du nicht alleine, denn das ist alles gut untersucht: Sechs von zehn Deutschen geht das so. Und eine aktuelle Emnid-Umfrage stellte außerdem fest, dass jeder zweite Betroffene gesteht, er hätte den Aufwand für die Veränderung unterschätzt:  Er hätte sich nicht genug auf das Ziel fokussiert. So sei die Motivation dahingeschmolzen. Vielleicht ist eher die Frage zu stellen, wie es denn mit der Motivation am Anfang aussah?

Die Motivation ist die Grundlage dafür, ob wir etwas erreichen oder nicht. Oft ist sie aber schon in der Anfangsphase halbherzig, nach Weihnachten ist der gute Vorsatz: „Man müsste wieder abnehmen“ naheliegend – kommt er wirklich von innen heraus? In der Praxis gibt es ganz unterschiedliche Ursachen, warum wir die guten Vorsätze nicht durchhalten. Und es gibt jede Menge Tipps, wie das Umsetzen besser gelingt, z. B. auch in diesem Artikel.

Doch wie sieht es tatsächlich mit deiner Motivation aus? Oder der deines Partner, deiner Freunde? Wie weit jemand wirklich hinter einem Vorhaben steht, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie er oder sie darüber spricht. Das ist übrigens sogar wissenschaftlich untersucht:

Keith Chen: „Die Art, in der jemand über die Zukunft spricht, beeinflusst offenbar, ob er reich wird oder nicht.“

Klingt spannend –  reich werden durch darüber sprechen? Was steckt dahinter? Die Art und Weise, wie wir mit Sprache die Zukunft beschreiben, beeinflusst unser Verhalten. Der Forscher Keith Chen hat Kulturen verglichen und  unterscheidet zwischen „zukunftslosen“ Sprachen, die die Zukunft in der Gegenwartsform beschreiben können („Morgen regnet es“; Deutsch), und „zukunftsbezogenen“ Sprachen, die Zukünftiges hauptsächlich im Futur ausdrücken („It will rain tomorrow“, also: „Morgen wird es regnen“). Für jemanden, der Zukünftiges in der Gegenwartsform beschreibt, ist es eben „gegenwärtig“ und real. Deshalb hält Chen die Deutschen für erfolgreicher als englischsprachige Nationen. Nachzulesen bei Zeit online. Neu an dieser Untersuchung ist der Vergleich der Kulturen. (Das ist der erste Hinweis auf die Sprache. Psychologische Tipps, was du aus der Sprache erkennen kannst, findest du weiter unten.)

Denn mit dem Grundgedanken, ein Ziel so zu beschreiben, als ob es schon erreicht ist, arbeitet man im Coaching schon lange und macht sich die Kraft der Worte zunutze. Du kannst deine Zielformulierung ganz stark machen, in dem du sie eben so formulierst, als wäre das Ergebnis heute schon vorhanden. Das gilt für ganz praktische Ziele für den Alltag wie für die großen Lebensziele.

Aber zurück zum Alltag und den vielen Vorhaben für dieses  Jahr.

Überlege dir einmal folgendes Beispiel. Du triffst dich am Abend mit ein paar Freundinnen und ihr plaudert ganz gemütlich miteinander. Ihr seid alle so in der Phase, dass die Kinder allmählich selbständiger werden und du weißt, dass deine Freundinnen wieder beruflich einsteigen wollen. Also fragst du:  „Wie geht es bei euch eigentlich beruflich weiter?“

Freundin Anne antwortet: „Ich denke daran, eine Ausbildung im Personalbereich zu machen.“

Freunding Bea antwortet: „Ich will eine kaufmännische Ausbildung machen.“

Freundin Christine antwortet: „Ich mache eine Heilpraktiker-Ausbildung.“

Du stellst im weiteren Gespräch fest, dass keine der 3 tatsächlich zu einer Ausbildung angemeldet ist. Aber nur eine wird es tun! Welche? Und du hast es gewusst! Womit hat sie es dir verraten?

Schau dir die Aussagen mal genauer an:

„Ich denke daran, eine Ausbildung machen.“ Wie konkret ist das? Gibt es schon einen Termin? Was weiß sie schon über Ablauf und Aufwand? Stell Dir vor, du triffst sie in einem Jahr wieder: Wie wahrscheinlich ist es, dass sie die Ausbildung begonnen hat?

„Ich will eine Ausbildung machen.“ Das ist schon sehr konkret! Sie hat es vor, aber sie lässt noch so ein Hintertürchen offen. Und wie so oft in der Praxis gibt es dann viele Gründe, um dieses Hintertürchen auch zu nutzen.

„Ich mache eine Ausbildung.“ Und hier ist sie, diese Zukunft in der Gegenwart! Die Freundin hat die Ausbildung noch nicht begonnen, aber es ist für sie so sonnenklar, dass sie Heilpraktikerin wird, dass sie es in der Gegenwartsform beschreibt: „Ich mache!“ 

Achte mal im Alltag auf die Sprache der Anderen, angefangen bei den Kindern „Ich sollte noch Vokabeln lernen.“ (… und hoffe noch auf den glücklichen Umstand, der dies verhindern wird…). Oder ihr macht beim nächsten Mädels-Abend ein Spiel daraus.

Du kannst dich aber auch selbst beobachten. Manche sind kleine Vorhaben, andere groß. Es spielt gar keine Rolle, ob du über ein privates Ziel „abnehmen“, „mehr Sport treiben“ oder ein berufliches Ziel „Jobwechsel“, „Wieder in den Beruf einsteigen“ oder ein anderes Lebensziel sprichst. Du kannst selbst prüfen, wie ernst dir die Sache ist, wenn du darauf achtest, wie du anderen davon erzählst.

Und du kannst die Kraft der Sprache nutzen, um deine Ziele tatsächlich zu erreichen! Formuliere deine Vorhaben bewusst in der Gegenwartsform „Ich mache…“, „Ich nehme ab…“ usw.  Da gibt es keinen Zweifel mehr. Du tust es. Wenn du so mit deinen Freunden darüber sprichst, gehst du auch eine Art Selbstverpflichtung ein. Nachdem du allen erzählt hast, dass du … abnimmst … Sport treibst… dich bewirbst…. wirst du doch keinen Rückzieher mehr machen! Auch das ist eine Unterstützung beim Durchhalten.

Vermutlich liest du diesen Artikel und denkst: „Ja, stimmt schon. Das sollte man so machen.“ (Da ist wieder die verräterische Psychologie der Sprache: „Man sollte“ – und wird es gewiss nicht tun!)

Mein Tipp für dich:

Nimm dir jetzt ein Blatt und notiere deine wichtigen Ziele oder Vorhaben (max. 3!), jeweils in einem Satz in der Gegenwartsform. Lege den Zettel zur Seite, z. B. über Nacht. Am nächsten Tag nimmst du dir ein paar Minuten Zeit. Schau dir nun deine Ziele in Ruhe an: Fühlst du dich gut damit? Sprich sie laut aus oder erzähle einer Freundin davon. Du hast kein Zögern, kein Aufweichen („vielleicht“, „mal“)? Dann ist der Grundstein gelegt!

Egal, ob du noch Zweifel hast oder ob bereits alles sonnenklar ist: Am besten klappt es, wenn du deine Ziele sehen kannst – also ständig „vor Augen“ hast! Schreibe sie in großer Schrift auf ein DIN A4 – Blatt und hänge sie auf. Dort, wo du sie sehr oft im Auge hast, z. B.  an einer Pinwand am Computer oder in der Küche, oder als Hintergrundbild am PC.

Also frage ich dich jetzt:

Was willst du in diesem Jahr tun?
und
Was machst du in diesem Jahr?